Die größten Irrtümer bei der Haltung von Meerschweinchen

Meerschweinchen im Rudel

Das Meerschweinchen zählt in Deutschland neben Hund und Katze zu den wohl beliebtesten und sogar ältesten Haustierarten. Eigentlich sollte man denken, dass doch jeder genau Bescheid wissen sollte, was diese besonderen Tiere brauchen und was ihnen schadet. Leider ist dies jedoch nicht der Fall, denn immer wieder kommt es vor, dass wir im Internet lesen, welche Fehler die Menschen doch häufig machen. Vieles beruht dabei auf einem Irrtum, dem die Tierhalter auferlegen sind. Mit eben solchen Irrtümern möchten wir deshalb heute aufräumen.

Meerschweinchen in Einzelhaltung

Einer der wohl größten Irrtümer überhaupt ist die Tatsache, dass viele Menschen glauben, ein Meerschweinchen könne bedenkenlos alleine gehalten werden. Doch Fakt ist, dass ein Meerschweinchen, ebenso wie viele andere Tiere auch, unter keinen Umständen alleine, sondern zumindest paarweise gehalten werden sollten. Da spielt es auch keine Rolle, wenn Sie sich noch so intensiv mit diesen Tiere beschäftigen.

Meerschweinchen sind Rudeltiere und brauchen daher einen Partner. Nur, weil ein solches Tier alleine gehalten wird, wird es nicht automatisch zahm und sucht sich den Menschen als Partner aus. In Wirklichkeit ist es hingegen genau andersherum, denn als Rudel sind Meerschweinchen wesentlich mutiger und neugieriger und werden sich daher auch umso eher blicken lassen.

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Meerschweinchen und Kaninchen

Viele Tierhalter glauben, dass es doch kein Problem ist, wenn man ein Meerschweinchen und ein Kaninchen zusammen in einem Käfig vergesellschaftet. Doch auch wenn sich beide Tiere nicht zwangsläufig gegenseitig anfeinden werden und durchaus gut miteinander auskommen können, so handelt es sich doch um zwei unterschiedliche Tiere, die ebenso unterschiedlich miteinander „reden“, da sie ein grundverschiedenes Sozialverhalten an den Tag legen. Das Ende vom Lied ist, dass beide Tiere zwar gemeinsam leben, aber dennoch einsam sind, da sie schlichtweg nichts miteinander anzufangen wissen.

In vielen Familien ist es üblich, dass Meerschweinchen und Kaninchen gemeinsam gehalten werden. Doch wirklich bringen tut es beiden Tierarten nur dann etwas, wenn sie jeweils mindestens zu zweit gehalten werden und ihnen zudem ausreichend Platz zur Verfügung steht, sodass sich beide Tierarten durchaus auch mal aus dem Weg gehen können.

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Meerschweinchen und Kaninchen gemeinsam im großen Freigehege

Meerschweinchen und Kinder

Viele Eltern kaufen ihren Kindern als erstes eigenes Haustier ein Meerschweinchen. Der Grund ist so simpel wie dämlich: Meerschweinchen brauchen nicht so viel Zeit und Pflege wie etwa eine Katze oder ein Hund und außerdem kann man mit einem Meerschweinchen wesentlich besser kuscheln und schmusen. Doch gerade hier liegt das Problem, denn ein Meerschweinchen ist entgegen aller Meinungen ausdrücklich kein Kuscheltier, sondern ein Fluchttier, das sein Vertrauen gegenüber einem Menschen erst langsam aufbauen muss. Statt auf den Arm genommen und beschmust zu werden wollen sie lieber mit ihresgleichen durch ein schönes großes Gehege laufen und die Umgebung erkunden.

Viele Menschen, auch oder vielleicht sogar gerade Erwachsene, verstehen darüber hinaus die Laute, die ein Meerschweinchen macht, grundlegend falsch. Beginnt eine Katze zu schnurren, dann bedeutet dies, dass sie sich wohlfühlt. Ein Meerschweinchen hingegen schnurrt immer dann, wenn es in Ruhe gelassen werden möchte.

Sehr wichtig sind bei einem Meerschweinchen auch die Reinigung des Käfigs und darüber hinaus ein ausgewogenes und vor allem abwechslungsreiches Nahrungsangebot. Die meisten Kinder wollen jedoch lediglich mit den Tieren spielen, sich jedoch nicht um deren Reinigung kümmern, die Eltern überlassen diese oft leidige Arbeit jedoch aus Protest den Kindern, wodurch nicht selten die hygienischen Zustände enorm zu wünschen übrig lassen.

Auch beim Thema Ernährung sollte das Kind nicht alleine gelassen werden, da ein Meerschweinchen nicht etwa immer nur das selbe Futter bekommen sollte. Vielmehr sollte das Nahrungsangebot sehr abwechslungsreich sein. Mit jedem Tag einer Hand voll getreidehaltigem Standard-Körnerfutter aus dem Discounter ist es schlichtweg nicht getan. Gerade während der ersten Wochen der Eingewöhnung sollten Sie auf eine korrekte Ernährung achten. Für gewöhnlich erhalten Meerschweinchen in der Zoohandlung kaum oder sogar gar kein Frischfutter, sondern lediglich Heu und Körnerfutter. An frisches Obst und Gemüse sollte das Tier daher nur langsam herangeführt werden, um Durchfall und Blähungen zu vermeiden. Beides bekommt einem Meerschweinchen gar nicht gut.

Eltern sollten sich stets darüber im Klaren sein, wie viel Arbeit und Verantwortung mit einem Meerschweinchen einhergehen. Ist Ihr Kind dem tatsächlich bereits gewachsen?

Impfung von Meerschweinchen

Immer wieder bekommen wir mit, dass Tierhalter andere in sozialen Netzwerken, Foren oder sogar in der Tierarztpraxis fragen, gegen was beziehungsweise womit ein Meerschweinchen geimpft werden müsse. Fakt ist: Meerschweinchen müssen nicht geimpft werden, so etwas gibt es nicht.

Sollte ein Meerschweinchen zum Beispiel unter einem Wurm- oder Milbenbefall leiden, dann hilft keine Impfung, sondern eine Vitaminkur und eine äußere Anwendung mit entsprechenden Mitteln, wie etwa ein Puder gegen Milben. Wer behauptet, es gäbe für Meerschweinchen eine Langzeitschutzimpfung, der hat schlichtweg keine Ahnung.

Wasser und Brot

Viele Menschen glauben, sie müssen ihren Meerschweinchen hartes, trockenes Brot zum Fressen geben, denn nur so würden ihre Zähne abgenutzt. Fakt ist: Die Zähne von Meerschweinchen sind so hart, dass sie hartes Brot mühelos zerkleinern. Dazu kommt erschwerend, dass trockenes Brot im Magen rasch aufquillt und das Tier somit ein schnelles Sättigungsgefühl verspürt. Wesentlich besser ist hingegen Heu, auf dem das Meerschweinchen deutlich länger kauen muss, wodurch auch die Zähne entsprechend besser abgewetzt werden.

Ein weiterer Irrglaube ist, dass ein Meerschweinchen kein Wasser braucht. Immerhin steckt in Frischfutter, wie etwa Apfel, Gurke oder Salat, genug Feuchtigkeit. Grundlegend ist diese Annahme durchaus korrekt. Dennoch ist es wichtig, dass auch Meerschweinchen eine zusätzliche Wasserquelle zur Verfügung gestellt bekommen, an dem sie sich bedienen können, wenn sie beispielsweise vermehrt Heu fressen. Vor allem an warmen Tagen, etwa im Sommer, ist dies von großer Wichtigkeit, da die Tiere sonst rasch verdursten und austrocknen können.

Ein Meerschweinchen weiß, was essbar ist

Ein Irrtum, der leider schon viel zu vielen Meerschweinchen das Leben gekostet hat. Zwar stimmt es durchaus, dass ein in Freiheit lebendes Meerschweinchen giftige und ungiftige Pflanzen unterscheiden kann. Allerdings lernen sie das auch von ihrer Mutter. In Heimtierhaltung lebende Meerschweinchen hingegen sind in der Regel nicht annähernd lange genug bei ihrer Mutter, um dieses Wissen beigebracht bekommen zu können. Das Ende vom Lied ist: Ein in Gefangenschaft lebendes Meerschweinchen frisst, was es vorgesetzt bekommt. Dabei spielt es für das Tier keine Rolle, ob es sich dabei um eine hochgiftige Zimmerpflanze oder ein Stromkabel handelt.

Meerschweinchen brauchen kein Versteck

Wie bereits zuvor schon einmal erwähnt, sind Meerschweinchen Fluchttiere. Ihnen kein Versteck anzubieten, in welches sie unterschlüpfen können, ist daher einfach nur Tierquälerei. Gerade in den ersten Wochen der Eingewöhnung ist wenigstens ein Versteck unbedingt erforderlich, da das Tier sonst ständigem Stress ausgesetzt ist, wodurch nicht zuletzt das Immunsystem des Tieres angegriffen wird. Ein Meerschweinchen braucht sehr lange, bis es Vertrauen zu Ihnen aufbaut. Ohne Rückzugsmöglichkeit wird das jedoch ganz bestimmt nichts.

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Meerschweinchen im Versteck

Das Tierschutzlabel – Fluch oder Segen für Nutztiere?

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Der Deutsche Tierschutzbund hat ein Tierschutzlabel eingeführt, welches alle tierischen Produkte kennzeichnen soll und dabei den Tierschutz im Fokus hat. Der Tierschutzbund begründet dies vor allem damit, dass ein Mehrwert gewährleistet werden soll. Die Tierhaltung soll artspezifischer werden, wodurch die Bedürfnisse und Haltungsbedingungen der Tiere aus mehr Komfort bestehen sollen. Durch dieses Label ist insbesondere die konventionelle Landwirtschaft in den Fokus genommen, denn diese soll umgehend gefördert werden und so eine Entwicklung durchleben. Den Verbrauchern wird mit diesem Label vor allem suggeriert, dass sie Fleisch kaufen, welches unbedenklich ist. Weiterhin wird dem Käufer vermittelt, dass er durch den Kauf aktiv etwas Sinnvolles für den Tierschutz tut und eine sehr lobenswerte Aktion unterstützt. Doch berechtigterweise kann man sich fragen, ob dies auch wirklich so ist, oder vielleicht Lücken aufweist.

Das Tierschutzlabel gibt es aktuell in zwei verschiedenen Stufen. Dabei wird zwischen der Einstiegsstufe und der Premiumstufe unterschieden. Betrachtet man sich die Anforderungen, die für eine Lizenz notwendig sind, etwas näher, kann man schnell skeptisch werden. Angeblich sollen beide Stufen mit verbindlichen Anforderungen ausgestattet sein. Diese beschränken sich sowohl auf die Tierhaltung, den Transport und auch die Schlachtung. Das klingt alles sehr ansprechend und sinnvoll, doch das System weist deutliche Lücken auf. Die Einstiegsstufe des Tierschutzlabels ist im Grunde nur eine minimale Verbesserung der vorgeschriebenen Mindestanforderungen.


Schon der grundsätzliche Tierschutz ist bekanntermaßen nicht zwingend auf den Vorteil der Tiere ausgelegt. Daher kann man sich sehr schnell ausrechnen, wie viel sich die Haltungsbedingungen am Ende wirklich verbessern. Mit dem Einstiegssiegel wird somit signalisiert, dass die entsprechenden Produkte aus Betrieben stammen, die den Tierschutz sehr nachhaltig praktizieren und um das Wohl der einzelnen Tiere bemüht sind. Doch genau das stimmt so nicht, denn die Haltungsbedingungen sind realistisch betrachtet kaum besser, als es bei anderen Betrieben der Fall ist.

Das Premiumlabel ist da schon etwas attraktiver, doch nur sehr wenige Betriebe investieren in dieses Siegel. Daher wird die Einstiegsstufe weitaus öfter vergeben und macht dem Verbraucher etwas vor. Es signalisiert eine sehr hochwertige Haltung, Schlachtung und auch einen sicheren Transport. In Wahrheit ist dies jedoch nur in sehr geringem Maße vorhanden. Viel wahrscheinlicher ist auch hier, dass die Tiere noch zu Lebzeiten leiden müssen. Das Tierschutzlabel vermittelt einen Mehrwert, der nicht wirklich vorhanden ist. Verbraucher denken, sie tun etwas Gutes, wenn sie diese Produkte wählen. Dabei unterstützen sie viel eher weiterhin grausame Bedienungen und trauriges Leiden von Nutztieren.

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